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Einleitung
Bei der Dirofilariose handelt sich um eine parasitäre Erkrankung , ausgelöst durch Würmer der Gattung Dirofilaria immitis, deren bevorzugter Aufenthaltsort die großen Lungengefäße darstellen, aber auch im Herzen und seltener in anderen Organen ihrer Wirtstiere zu finden sind.
Bekannt ist die Dirofilariose v.a. als Infektionskrankheit von Hunden die aus entsprechenden Risikogebieten kommen, oder aber bei Tieren, die sich durch ungenügende Prophylaxe bei einer Urlaubsreise infiziert haben. Als Wirtstier fungiert nicht nur der Hund, auch Katzen, Füchse und Fettchen können infiziert werden. Zu den Risikogebieten zählten bisher die tropische und subtropischen Länder, allen voran das nördliche Italien , die Kanaren, USA, Ungarn und Südfrankreich. Aufgrund der immer milderen Winter und der zunehmenden Klimaveränderung steigt inzwischen auch in den gemäßigten Klimazonen wie Deutschland die Gefahr an.
Neben der Gattung Dirofilaria immitis die v.a. die die eben beschriebene kardiovaskuläre Dirofilariose hervorruft, existiert noch eine weitere Gattung mit dem Namen Dirofilaria repens, sowie Acanthocheilonema reconditum. Beide rufen Erkrankungen im Bereich der Haut hervor und werden demnach als kutane, also hautbezogene Dirofilariose bezeichnet.
Anstreckung mit Dirofilariose
Bei der kardiovaskulären Dirofilariose handelt es sich um eine Erkrankung die durch den Herzwurm (Dirofilaria immitis) einem Fadenwurm ausgelöst wird, wobei der Hund als Endwirt fungiert. Übertragen wird diese durch bestimmte Stechmücken (ca. 60- 70 verschiedene Arten v.a. Culex, Aedes und Anopheles Arten) die weltweit vorkommen können und die beim Saugakt an einem infizierten Tier die Mikrofilarien – also die Larven aufnehmen.
Im Anfangsstadium sind die Mikrofilarien in der Mücke für andere Tiere noch nicht gefährlich, erst nach ca. 2-3 Wochen und einer zweimaliger Häutung, sind die Larven soweit ausgereift, das sie bei einem erneutem Stechakt auch für andere Tiere infektiös sind.
Wurde ein Tier bei einem Stechakt infiziert, wandern die Larven zunächst im Unterhautgewebe umher und durchlaufen dabei weitere Häutungen , bis sie schließlich nach ca. 100 Tagen soweit ausgereift sind, das sie über die Muskulatur in die Blutgefäße des Körpers eindringen können und sich dann bevorzugt in den Lungenarterien festsetzen.
Nach ca. 6 Monaten sind die Würmer erwachsen und geschlechtsreif und können weitere Mikrofilarien produzieren, wobei die weiblichen Tiere die Larven wieder in das Gefäßsystem entlassen und somit von der Stechmücke erneut aufgenommen werden.
Völlig ausgewachsene und geschlechtsreife Würmer bevorzugen die großen Blutgefäße der Lungen und das Herz, seltener findet man sie aber auch in anderen Organen wieder wie z.B. Haut, Augenkammer oder ZNS. Ihre Überlebensdauer beträgt bis zu 5 Jahren.
Die Entwicklung bei den Filarienarten der kutanen Dirofilariose verläuft ähnlich. Dirofilaria repens wird ebenfalls durch verschiedene Mückearten übertragen und ist auch für den Menschen pathogen. Seine Lebensdauer beträgt ca. 5 Jahre, in dieser Zeit lebt er im subkutanen Bindegewebe.
Acanthocheilonema reconditum wird v.a. durch Hunde und Katzenflöhe übertragen, er verbringt seine Lebensdauer von ca. 2 Jahren ebenfalls im subkutanem Bindegewebe, in Körperhöhlen und in der Niere
Symptome
Kardiovaskuläre Dirofilariose
Aufgrund des Entwicklungszyklussees können von der Infektion bis hin zu ersten klinischen Symptomen einige Wochen ja sogar Monate vergehen.
Die adulten Würmer, die ausgewachsen 1 Millimeter dick und bis zu 30 Zentimeter lang werden können und von denen ein Hund bis zu mehreren hundert beherbergen kann, verursachen aufgrund ihrer Ansiedlung v.a. Symptome die vorrangig auf Erkrankungen der Lunge schließen lassen. Hier verursachen sie durch ständige Reizung der Gefäße Entzündungen und „verstopfen“ die Hohlvene die das Blut zum Herz zurückführt. Gegen diesen erhöhten Druck muss das Herz nun arbeiten, was zu pathologischen Veränderungen an diesem Organ führt.
Die Hunde leiden zunehmend unter Leistungsabfall, ermüden leicht und zeigen bei Anstrengung Husten oder sogar Atemnot bis hin zu Bewusstlosigkeit. Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust, zunehmende Schwäche sind weitere Symptome und der andauernde erhöhte venöse Blutdruck kann zu Aszites und Stauungsleber führen.
Einige Hunde zeigen eine leichte Anämie und bei Hunden mit starkem Befall kann es zum sogenannten Vena Cava Syndrom kommen. Bei diesem Syndrom ist der Blutstrom der Hohlvene so stark gestört, das der venöse Rückstrom zum Herzen nicht oder kaum mehr gewährleistet ist. Die Folgen sind Kreislaufstörungen bis hin zum Schock.
Im weiteren Verlauf kommt es zu Ausscheidung von Blutfarbstoffen über den Urin, welcher dann bräunlich-rot verfärbt erscheint, Gerinnungsstörungen treten ein und die Tiere sterben oft an Nierenversagen.
Kutane Dirofilariose
Bei der kutanen Form kommt es zu Veränderungen der Haut. Es treten kleine Knoten auf die schmerzlos sind und durch die erwachsenen Würmer verursacht werden. Juckende Hautreaktionen und Entzündungen treten auf und es kann zu örtlichem Ausfall von Fell kommen, gängige Therapie mit Kortison und Antibiotika zeigen meist keine Wirkung.
Diagnose
Bei entsprechendem Verdacht stehen zur Diagnose verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Röntgenuntersuchungen von Herz und Lunge geben dem Tierarzt zunächst einen Überblick über den Zustand dieser Organe. Charakteristisch ist eine Vergrößerung der rechten Herzkammer und eine Erweiterung der Lungenarterien. Eine Röntgenuntersuchung die im frühen Stadium einer Herzwurminfektion durchgeführt wird, kann oft negative bzw. unauffällige Ergebnisse liefern.
Eine weitere Möglichkeit der Diagnose ist der Antigennachweis mittels ELISA (Enzyme-linked immunosorbent assay).
Bei dieser sehr empfindlichen Messmethode im Serum macht man sich die Mechanismen des Immunsystems zu Nutzen. Bei einer Erkrankung wird der Körper unter normalen Umständen gegen fremde Proteinmoleküle Antikörper bilden, so auch bei einer Dirofilariose. Diese Antigen-Antiköper-Reaktion des Immunsystems ist das Prinzip der Meßmethode, mit deren Hilfe man eine Infektion nachweisen kann, allerdings ist dieser Test erst nach ca. 7 Monaten nach einer Infektion aussagekräftig da sich erst zu diesem Zeitpunkt genügend Antikörper gebildet haben. Diese Methode ist relativ aussagekräftig, allerdings auch von der Anzahl der vorhandenen Würmer abhängig – beim vorliegen von mehr als 3 erwachsenen Würmern liegt die Aussagekraft bei ca. 90%.
Der Nachweis von Mikrofilarien im Blutausstrich ist ebenfalls eine diagnostische Möglichkeit zur Diagnose. Bei diesem Test wird versucht, die Mikrofilarien direkt im Blut mikroskopisch nachzuweisen, dies ist allerdings ebenfalls erst 6-7 Monaten nach Infektion möglich, da sich erst dann die Mikrofilarien im Blut anreichern. Mit Hilfe von Filtration oder Zentrifugation wird versucht die Mikrofilarien im entnommenen Blut zu konzentrieren. Die Blutentnahme sollte in den frühen Abendstunden erfolgen da zu diesem Zeitpunkt die meisten Mikrofilarien im Blut vorkommen.
Bei der kutanen Dirofilariose ist die Diagnose vergleichbar, neben den beschriebenen Tests im Blut und Serum kann auch eine Biopsie zur Diagnose herangezogen werden.
Therapie
Vor Beginn einer Behandlung sollte der Gesundheitszustand des Tieres genau überprüft werden, Röntgenaufnahmen, EKG und Blutuntersuchungen sollten auf jeden Fall durchgeführt werden.
Wurde bei einem Hund eine Dirofilariose nachgewiesen muss eine entsprechende Therapie eingeleitet werden. Das Ziel einer jeden Behandlung ist, vorhandene adulte, also erwachsene Würmer abzutöten und wandernde Larven zu eliminieren. Die medikamentöse Therapie ist nicht ungefährlich und birgt einige Risiken, ganz besonders bei starkem Befall besteht die Gefahr einer Lungenembolie durch abgetötete Würmer, oder einer anaphylaktischen Reaktion. Zudem sind die verwendeten Medikamente hoch toxisch und können zu Schädigungen der Organe führen.
Heute angewendet werden Präparate mit dem Wirkstoff Melarsamindihydrochlorid, ein Anthelminthikum aus organischen Arsenderivaten. Für diese Therapie sollte das Tier stationär aufgenommen werden, nur so ist ein schnelles Eingreifen bei eventuellen Problemen möglich. Auch nach dieser Behandlung gilt es den Hund ruhig zu halten, nur so lässt sich vermeiden das abgestorbene Herzwürmer Thromboembolien in der Lunge auslösen, die dann nämlich tödlich verlaufen können. In sehr schwerwiegenden Fällen ist eine operative Entfernung nötig.
Dieser ersten Phase der Behandlung, bei der v.a. die erwachsenen Würmer abgetötet werden folgt ca. 3-4 Wochen später die zweite, bei der die Mikrofilarien und wandernden Larven eliminiert werden sollen. Hier kommen v.a. Medikamente mit den Wirkstoffen Ivermectin und Milbemycin Oxim zur Anwendung. Der Therapieerfolg wird später mittels Blutausstrich überprüft.
Vorbeugung
Die Therapie eine Dirofilariose ist riskant und stellt für den Organismus eine starke Belastung da, deshalb erscheint es mehr als ratsam entsprechend Prophylaxe zu betreiben und somit dem Tier die Folgen dieser Erkrankung zu ersparen. Ratsam ist eine entsprechende Vorbeugung überall dort zu betreiben, wo der Hund der Gefahr von Mückenstichen ausgesetzt ist v.a. in den beschriebenen Risikogebieten bietet sich eine Behandlung mit Ivermectin oder Milbemycin Produkten an.
Zur Prophylaxe wird diese Therapie ca. spätestens 1 Woche vor Einreise in ein Risikogebiet verabreicht, mit wiederholter Gabe alle 4 Wochen bis 8 Wochen nach Urlaubende.
Vorbeugend kann man auch eine entsprechende Stechmückenprophylaxe betreiben, so helfen verschiedene Spot-on Präparate inzwischen auch gegen Mücken. Nicht immer werden diese auf den Verpackungen mit aufgeführt, es ist deshalb ratsam sich beim Hersteller über die Wirksamkeit gegen Dirofilariose übertragende Mücken zu erkundigen.